zum Inhalt springen

Research Project

Die Ästhetik des Weggeworfenen: Abfall als Mittel zum ästhetischen und politischen Dissens

Die Dissertation untersucht, wie und unter welchen Vorzeichen die vielschichtigen Praktiken und Operationen des Ausschlusses von Abfall aus der Alltagserfahrung dazu beitragen, eine „Ästhetik des Verschwindens“ von Abfall zu etablieren und damit die sinnliche und intelligible Ordnung der Konsumgesellschaft zu konstituieren. Die zweite und damit verbundene Forschungsfrage konzentriert sich darauf, wie die künstlerische Sichtbarmachung von Abfall eine ästhetische und affektive Störung in der vertrauten Landschaft des Wahrnehmbaren verursacht, wodurch sie auch eine Infragestellung politischer Strukturen bewirken kann.

Um diese Fragen zu vertiefen, unternimmt die Dissertation eine phänomenologische Analyse des Erlebnisses von Abfall. Im Zentrum dieser Untersuchung steht die Annahme, dass Abfälle Objekte sind, die ihre „Zuhandenheit“ verloren haben, sich von unseren Plänen und Projekten verabschiedet und damit sich ent-menschlicht haben. Wenn wir Abfall erleben, erfahren wir daher die eigensinnigen Neigungen der Dinge anstatt ihrer Eignungen, weshalb dieses Erlebnis so aufdringlich ist und meistens in alltagweltlichen Gegebenheitsweisen vermieden wird. Die Dissertation erforscht daher, wie künstlerische Praktiken die Eigenwirksamkeit des Weggeworfenen hervortreten lassen, indem sie die sinnlich-materielle Prägnanz und die sensorisch-emotionalen Qualitäten des Abfalls herausarbeiten, um gewohnte Wahrnehmungs-, Affekt- und Denkweisen von Dingen im Konsumsystem zu hinterfragen.

Biographische Notiz

Lorenzo Gineprini ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Graduiertenkolleg Medienanthropologie an der Bauhaus-Universität Weimar. Zuvor studierte er Philosophie an der Università degli Studi di Torino, der Freien Universität Berlin und der Université Fribourg. Sein interdisziplinäres Dissertationsprojekt befasst sich mit der Funktion des Abfalls in der Ästhetik und der materiellen Kultur der heutigen Konsumgesellschaft sowie mit der kritischen Verwendung von Müll in der zeitgenössischen Kunst. Die Ergebnisse seiner Forschung wurden in verschiedenen Fachzeitschriften veröffentlicht, darunter Agalma, Bildwelten des Wissens und das International Lexicon of Aesthetics.

Betreuer: Prof. Dr. Thiemo Breyer