Phenomenological, anthropological and psychological research on resilience inherent in cultural practices of collective resonance
This project focusses on the forms and functions of group related empathy within the context of an Indigenous Community in northwest Namibia. The interaction between the phenomenlogical conceptualisation of relations between collective empathy and personal resilience on the one hand and participant observation based ethnography on the other hand constitutes the innovative core of the project.
Project Investigators:
Prof. Dr. Michael Bollig
Prof Dr. Thiemo Breyer
Research Associates:
Dr. Jagna Brudzinska
David Tjiharuka
Funding:
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektseite GEPRIS
2024–2027
Das Projekt untersucht die Formen und Funktionen gruppenbezogener Empathie im ethnographischen Kontext einer indigenen Gruppe im ariden Nordwesten Namibias. Die Interaktion von phänomenologischer Konzeptualisierung des Zusammenhangs zwischen kollektiver Empathie und personaler Resilienz einerseits und auf teilnehmender Beobachtung beruhender Ethnographie andererseits stellt den innovativen Kern des Projekts dar. Dabei leistet die Auseinandersetzung mit erlebter Körperlichkeit, Sinnstiftung im Ritual und intensiver (aber durchaus kanalisierter und habitualisierter) Emotionalisierung wichtige Gesichtspunkte für die Etablierung eines sozialontologischen Konstrukts von kollektiver Empathie durch Resonanz, die zwischen Akteur*innen leibliche und affektive Empfindungen wechselseitig verstärkt. Das Projekt trägt so zur Konturierung des Einzelfalls bei (sowohl des ethnographisch dokumentierten als auch der in anderen Projekten - siehe Paketantrag - behandelten „westlichen“ Fälle). Darüber hinaus leistet es wichtige Erkenntnisse zur kulturellen Bedingtheit von Resilienzphänomenen und befördert wesentlich die interkulturelle Erweiterung der Erkenntnisinteressen im Vergleich zu den weiter unten genannten Vorarbeiten. Thematisch wird auf zwei Bereiche fokussiert: kulturelle Praktiken des Umgangs mit Trauer und mit Krankheit. Methodisch wird die Philosophie systematisch auf die Ethnologie bezogen, wodurch sich neue Perspektiven der Analyse kollektiver Formen empathischer Praxis in der Verwobenheit von leiblichen, affektiven, kognitiven und narrativen Prozessen ergeben. Hierbei wird an die jüngsten Entwicklungen der ethnologischen Theoriebildung im Hinblick auf eine „phenomenological anthropology“ angeknüpft. Für die philosophische Tradition bedeutet dies eine Bereicherung durch Einbezug von nicht-eurozentrischen Reflexionsgehalten. Eine weitere wichtige Perspektive trägt die psychoanalytische Psychologie bei, im Rahmen derer detaillierte Konzeptionen von Trauer- und Krisenbewältigung erarbeitet wurden. Inwieweit diese Konzeptionen ihrerseits kulturgebunden sind, soll im Projekt Gegenstand der disziplinenübergreifenden Reflexion sein. Der Einbezug der Psychoanalyse in kritisch-kulturvergleichender Hinsicht erlaubt nicht nur, die bewussten, kognitiv repräsentierten, sondern auch die unbewussten, nur somatisch erfahrbaren und ausgedrückten Modi der Verarbeitung von Trauer und Schmerz zu berücksichtigen. Wissenschaftsgeschichtlich ist es die Psychoanalyse, die erstmals den Zusammenhang zwischen der „normalpsychologischen“ Trauer und ihrem pathologischen Verarbeitungsmodus in der Melancholie beschreibt. Dabei rückt der intersubjektive Aspekt von unbewussten Dynamiken der Bewältigung von Leid und Schmerz in den Fokus. Zugleich werden hierbei identitätsstiftende und charakterbildende Aspekte der Identifikation mit (verlorenen) Objekten thematisiert.