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Edmund Husserl – Leben und Werk

Edmund Husserl (1859–1938) ist der Begründer der Phänomenologie, die eine der bedeutendsten Richtungen der Philosophie des 20. Jahrhunderts geworden ist. Husserl wurde aufgrund seiner jüdischen Abstammung während der Zeit des Nationalsozialismus schikaniert, viele seiner Schüler:innen wurden in die Emigration getrieben. 

Die Phänomenologie gehört heute weltweit zum Kanon der Philosophie und hat sich vor allem in Frankreich, den Vereinigten Staaten von Amerika, Lateinamerika und Asien eindrucksvoll entwickelt. Es gibt heute global betrachtet mehr als 120 Gesellschaften und Organisationen, die sich der phänomenologischen Forschung verpflichtet sehen. 

 

 

 

8.4.1859 Geburt von Edmund Husserl in Proßnitz (Prostejov, Mähren).

1876–82 Studium der Astronomie, Mathematik, Physik und Philosophie in Leipzig, Berlin und Wien

1883 Promotion in Wien (Mathematik): Beiträge zur Theorie der Variationsrechnung; danach Militärzeit und philosophische Studien in Wien bei Franz Brentano

1886/87 Philosophische Studien bei C. Stumpf in Halle

1887 Antrittsvorlesung in Halle: „Die Ziele und Aufgaben der Metaphysik“, sowie Druck der Habilitationsschrift Über den Begriff der Zahl. Psychologische Analysen. Eheschließung mit Malvine Steinschneider

1891 Philosophie der Arithmetik. Psychologische und logische Untersuchungen

1900 Logische Untersuchungen. Erster Teil: Prolegomena zur reinen Logik

1901 Logische Untersuchungen. Zweiter Teil: Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis. Berufung nach Göttingen und Ernennung zum außerordentlichen Professor

1905 Reise nach Berlin zu Wilhelm Dilthey, der ihm einem Brief (1929) zufolge einen Impuls gab, der ihn von dem Husserl der Logischen Untersuchungen zu dem der Ideen führte.

1906 Ernennung zum ordentlichen Professor

1907 Gründung der „Göttinger Philosophischen Gesellschaft“

1911 Philosophie als strenge Wissenschaft, erschienen in: „Logos“, Bd. I, 1910/11. Daraus entwickelt sich ein Briefwechsel mit Dilthey.

1912 Gründung des „Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung“ durch Husserl als Herausgeber.

1913 Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. I: Allgemeine Einführung in die reine Phänomenologie, erschienen im „Jahrbuch“, Bd. I.

1916 Berufung nach Freiburg als Nachfolger Heinrich Rickerts

1917 Freiburger Antrittsvorlesung über „Die reine Phänomenologie, ihr Forschungsgebiet und ihre Methode“

1918/19 Gründung der F„reiburger Phänomenologischen Gesellschaft“?? und Veröffentlichung von Husserls Erinnerungen an Brentano

1922 Londoner Vorträge im University College: „Phänomenologische Methode und?phänomenologische Philosophie“.

1923/24 Veröffentlichung der Kaizo-Artikel („Erneuerung. Ihr Problem und ihre Methode“; „Die Methode der Wesensforschung“; „Erneuerung als individualethisches Problem“)

1928 Husserls Emeritierung. Sein Nachfolger wird Martin Heidegger, der im gleichen Jahr Husserls Vorlesungen zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins im „Jahrbuch“, Bd. IX veröffentlicht.? Amsterdamer Vorträge über „Phänomenologie und Psychologie. Transzendentale Phänomenologie“

1929 Vorträge Husserls in Paris?und Veröffentlichung von Formale und transzendentale Logik im „Jahrbuch“, Bd. X und als Sonderdruck

1930 Veröffentlichung des Nachworts zu den Ideen im „Jahrbuch“, Bd. XI.

1931 Vorträge in Frankfurt, Berlin und Halle über „Phänomenologie und Anthropologie“.

1933 Behinderungen seiner Arbeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten (kurzzeitige Beurlaubung, u.a.). Husserl erwägt ernsthaft die Annahme eines Rufs an die University of Southern California in Los Angeles.

1934 Plan eines Archivs für Husserls Manuskripte

1935 Verhandlungen mit Prag zwecks Überbringung von Husserls Manuskripten, sowie Prager Vorträge: „Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die Psychologie“. Entzug der Lehrbefugnis

1936 Das Reichsministerium zwingt Husserl, aus der von Liebert in Belgrad gegründeten philosophischen Organisation auszutreten.

1937 Husserl bittet um die Teilnahme am 9. Internationalen Kongreß für Philosophie in Paris, was vom Reichsministerium abgelehnt wird.

1937 Husserl muss seine Wohnung in der Lorettostraße verlassen.

27.4.1938 Tod Husserls mit 79 Jahren.

1938 Rettung des Nachlasses durch den Franziskanerpater Hermann Leo Van Breda, der mit Hilfe des Husserlschülers Fink und Husserls Witwe Malvine den Nachlass in die Universität von Leuven (Belgien) schafft. Gründung des Husserl-Archivs in Leuven.